1.2. Wie entstand ein K�bel
1.2.0. Oral History
1.2.0.1. auf dem 4. Zwickauer Trabant- und Ifa-Treffen

Leider konnte ich meinen Camcorder nicht in den Modus "Diktierger�t" umschalten, da er im Modus "Webcam" Live-Bilder f�r die Treffen-Webcam von trabitechnik.com aufnahm, die live ins Netz gestellt wurden.
Folgende Gespr�chsfetzen sind aber bei mir auf meinen Notizblock h�ngen geblieben.
1978/79 hatten wir Polytechnischen Unterricht (1) im Karosseriewerk Meerane.
Neben TZ (2) und ESP (3) haben wir im Fach PA (4) an Trabik�bel geschraubt.Der K�belbau war eigentlich eine gr��ere Garage.
Dort wurden 3 fertig gespritzte K�belkarossen auf Rollwagen hinein gefahren.
Wir haben die Karossen komplettiert. Kabelb�ume einziehen, Leuchten anbauen, Bestuhlung montieren usw.
Dort haben wir auch gelernt, wie eine Scheibe mit einer Schnur eingezogen wurde.
Von den damals gewonnenen Erfahrungen zehre ich heute noch, wenn ich eine Scheibe montieren soll.Je nachdem was auf den Begleitpapieren zur Karosse stand, wurde die Inneneinrichtung eingebaut.
Die Armeeausf�hrungen erhielten die Halterungen f�r die Kaschi (AK 47), f�r die Funkger�te, f�r die Kabeltrommeln, f�r die Feldfernsprecher usw.
Die Forsttrabis die Haltegriffe auf den hinteren Kotfl�gel und die Halterungen f�r Kanister, Werkzeug und Sanikasten...Ich kann mich noch daran erinnern, es standen immer 2 Gr�ne und ein Wei�er im K�belbau.
Die Wei�en waren f�r den Export nach Griechenland als Strandbuggys vorgesehen...Sehr lustig war die Anlieferung der Bodengruppen aus Zwickau.
Auf einen W50 mit Spezialanh�nger wurden die Bodengruppen angeliefert.
Die wurden vom LKW an einer Rampe in das Kellerlager geschubst ...Nicht alle Teile f�r die K�bel wurden in Meerane gefertigt.
Blechteile, wie die Hutprofile f�r die R�ckw�nde w�rden in einem Metallbaubetrieb in Glauchau gefertigt.
Die Seitenteile kamen aus Grimmitschau.
Die kompletten Verdecke kamen aus der Glauchau.
Die Spriegelgestelle fertigte der Liedloff- Schmied aus Remse bei Glauchau �
- (1) Polytechnischen Unterricht - heute Unterrichtsfach Arbeitslehre
- (2) TZ - Technisches Zeichnen
- (3) ESP - Einf�hrung in die sozialistische Produktion
- (4) PA - Produktive Arbeit, fr�her UTP - Unterrichtstag in der sozialistischen Produktion
1.2.0.1. 2011 in Remse
Den Hinweis "Liedloff-Schmied" habe ich aufgenommen und in Remse angerufen.
Thomas, der das Gesch�ft vom Vater �bernommen hat, war �ber meinen Anruf sehr erstaunt.
Aber wenn ich mich vorher anmelde, wird der Vater bestimmt mir gern Auskunft geben.
Als ich nun vor Wolfgang stand, war er genauso �berrascht und gleicherma�en erfreut.
Erst einmal setzten wir uns an den Gartentisch und ich sollte mein Anliegen erkl�ren.
Ich wollte auf meiner Spurensuche nat�rlich alles wissen.
Wann er erstmalig den Auftrag von der Fa. Wilhelm aus Reinholdshein f�r die Stahlbauarbeiten an den Verdecken bekommen hat, konnte er mir nicht mehr sagen.
Es muss aber Ende der 60er Jahre gewesen sein, da der Vater von Wolfgang auch noch mit an den Teilen gearbeitet hat.
Sp�ter hat dann auch sein Sohn Thomas mit in der Schmiede gearbeitet.
Da man in Reinholdshein nicht mehr mit der Produktion nachkam, wurden Halbzeuge nach Remse geliefert.
In reiner Handarbeit entstanden hier die Stahlbauteile f�r die Verdecke.
Aber es wurde nicht jedes einzelne Gestell hintereinander gebaut.
Sondern es wurden von Tag zu Tag gr��ere St�ckzahlen der verschiedenen Einzelteile gefertigt, die dann entsprechend den Anforderungen als komplette Spriegelgestelle nach Reinholdshein geliefert wurden.
In Spitzenzeiten waren es bis zu 200 St�ck pro Monat.
Zeichnungen oder andere Unterlagen sind nicht mehr vorhanden.
Aber er zeigt mir gern die entsprechenden �rtlichkeiten.
Er hat sogar das geplante Mittagessen - Mittagessen sein lassen und zeigte mit mir erst einmal die Schmiede.
Auf dem Rundgang zeigte er mir das offene Schmiedefeuer.
Heute kommt es seltener zum Einsatz.
Aber die zu biegenden Teile f�r die Spriegelgestelle wurden alle dort zur Warmumformung auf ca. 1000 �C erhitzt.
Dann kamen sie in spezielle Biegevorrichtungen.
Eine Vorrichtung f�r das Biegen der Spannstreben zog Wolfgang noch unter der Werkbank hervor und spannte sie f�r mich zur Demonstration in dem Schraubstock ein.
Ein entsprechendes St�ck Flacheisen fand sich auch.
Die L�cher wurden noch in der m�chtigen St�nderbohrmaschine von Hand gebohrt.
Heute macht das keiner mehr.
Neben der gro�en St�nderbohrmaschine steht heute eine Stanze, die die L�cher in Sekundenschnelle einbringt.
Auch die Biegevorrichtung, in der die Rohre gebogen wurden, konnte mir Wolfgang zeigen.
Und in einem Regal lagen noch einige fertig gebogene Rohre.
Der Zusammenbau erfolgte in Vorrichtungen.
Eine war sogar noch da und ich konnte meine Knipse z�cken.
Am Anfang wurden die Einzelteile in den Schwei�vorrichtungen noch m�hselig
mit Elektroden geschwei�t.
Der Klopper von Maschine verrichtet heute noch gute Dienste in der Schmiede.
Sp�ter stand f�r die Schwei�arbeiten ein MAG-Ger�t zur Verf�gung und es wurde mit CO2 geschwei�t.
Der Besuch bei Wolfgang und Thomas hat mir sehr gut gefallen und ich bedanke mich,
f�r die mir bereitwillig zur Verf�gung gestellten Informationen und f�r die tollen Bilder.
Zum Schluss �berreichte man mir noch ein kleines Souvenir.
Ich denke mal, bei jedem anderen K�belfan w�rde dieses Teil bestimmt auch einen Ehrenplatz in seiner Sammlung einnehmen.
1.2.0.3. 2011 in Reinholdshain
Meine n�chsten Stichpunkte f�r die weitere Spurensuche waren "Fa. Wilhelm in Reinholdshein".
Reinholdhein habe ich im Internet sofort gefinden.
Seit dem 3. Oktober 1992 ist Reinholdshain mit seinen Ortsteilen nach Glauchau eingemeindet.
Und die Fa. Fahrzeugverdecke Felix Wilhelm findet man in zahlreichen, angeblich ser�sen, Branchenverzeichnissen im Internet.
Als ich einmal in der N�he war, habe ich dort einen Zwischenstopp eingelegt.
Die vermutlich ehemaligen Geb�ude habe ich sofort gefunden.
Aber leider erinnert nichts mehr an die ehemaligen Produktionsst�tten.
Andere Firmen haben dort ihr neues Domizil gefunden.
Im Nachhinein habe mit Monika gesprochen.
Sie hat ca. 83 bis 86 bei der Fa. Felix Wilhelm gearbeitet.
Ihre Aufgabe war Verdeckgestelle f�r den Trabant-K�bel mit den Teilen aus dem Zuschnitt zu beschlagen.
Ca. 30 St�ck waren t�glich im Leistungslohn zu fertigen.
Es herrschte ein sehr gutes Arbeitsklima im Betrieb.
Auch sehr sch�n war der sehr kurze Arbeitsweg.
Nach der Wende f�hrte Frau Mai den Betrieb weiter.
Schwerpunkte der Produktion waren Anh�nger- und LKW-Planen. Aber auch Rucks�cke wurden gefertigt.
Frau Mai soll bis zur letzten Stoffbahn K�belfans bei der Beschaffung und Reparatur von Verdecken geholfen haben.
Der Betrieb wurden 2010 geschlossen.
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